IST- Aufnahme: Schritt für Schritt

Pilzbestimmung

…ist wie ein großes Puzzle, bei dem Sie allerdings die einzelnen Bausteine erst mühsam selbst suchen, richtig interpretieren und zusammensetzen müssen.

…ist wie ein großes Bild, bei dem zunächst alle dazugehörigen Mosaiksteine gefunden und dann richtig geordnet werden müssen.   

…das ist ein regelrechtes Handwerk. Um es mit guter Aussicht auf Erfolg ausüben zu können, muss man es von der Pike auf lernen.
Lehrfilme zur Pilzbestimmung auf:

www.pilzfilm.org

...die ersten Schritte lern man auf Praxistouren der Pilzschule

BuiltWithNOF

Pilzbuch oder PilzApp? Vergessen Sie es. Sehr schnell. Dauerhaft. Glauben Sie nicht an das Märchen vom “guten Pilzbuch” mit dem Sie einfach so in den Wald spazieren und mal eben nachschauen, was Sie da so gefunden haben. Darüber hinaus ist ein hungriger Magen der denkbar schlechteste Ratgeber zur Bestimmung von Pilzen. Dies sollten Sie bei Ihrem Handeln stets aus Sicherheitsgründen berücksichtigen. Nehmen Sie sich also solche Pilze zur Bestimmung mit, die Sie zunächst wirklich nur kennen lernen wollen. Mehr nicht. Falls Sie diese dann zu einem späteren Zeitpunkt, oder an einer anderen Stelle, in einer anderen Altersstufe und unter anderen Witterungsbedingungen sicher wieder erkennen und klar von giftigen Doppelgängern unterscheiden können, dürfen Sie schon mal an eine küchenmäßige Verwendung denken. Wenn es sich erwiesenermaßen  um Speisepilze handelt, sollten sollten Sie zunächst zwei Dinge sorgfältig beachten und testen: Erstens ob diese Pilze Ihnen so zubereitet  überhaupt schmecken und ob sie Ihnen vor allem auch bekommen. - Und, essen Sie Wildpilze niemals roh. Auch nicht halbgar! 

Ausrüstung
Pilzkorb, Küchenmesser, topografische Karte, Digitalkamera, verschließbarer Plastikbecher ( Margarinebecher oder Alufolie tut es auch),
Checkliste/Arbeitsblatt für die IST-Aufnahme, Bleistift,   

Vorgehen an der Fundstelle
Anhand einer topografischen Karte (z. B. Top50 auf CD) haben Sie das zu begehende Pilzgebiet ausgemacht und die erste Ansammlung fremder Pilze gefunden. Beginnen Sie nun mit der IST-Aufnahme.

Pilzbestimmung 1. Schritt: Lassen Sie die Pilze zunächst noch stehen und fotografieren Sie den gesamten Lebensraum der Pilze, auch wenn diese auf dem Bild nachher nur ganz winzig sind.
Begründung: Das Vorhandensein oder auch das Fehlen von Sträuchern und Bäumen, sowie die Beschaffenheit der Umgebung und des exakten Wuchsortes sind bereits wichtige Bestimmungskriterien. 

Pilzbestimmung 2. Schritt: Nehmen Sie einen kompletten ausgewachsenen Pilz, oder eben ein Pilzbüschel mit Stumpf und Stiel heraus, platzieren ihn neben den anderen Pilzen und fotografieren Sie diese Pilzgruppe nun aus der Nähe. Achten Sie sorgfältig darauf, dass diese (Makro-) Aufnahmen gestochen scharf sind. Das gelingt vor allem mit einem Stativ. Wichtig ist außerdem, dass bei den positionierten Pilzen die Stielbeschaffenheit und die Hutunterseite deutlich erkennbar sind. 
Begründung: Schon die Wuchsweise, aber auch das Substrat, also die vermutliche  Ernährungsgrundlage des Pilzes, wie auch die Hutoberfläche, die Hutunterseite und selbst der Stiel über die gesamte Länge bietet für den Fachmann wahrnehmbare Bestimmungsmerkmale.

Pilzbestimmung 3. Schritt: Erweitern Sie den zweiten Schritt in etwas abgeänderter Form. Diesmal haben Sie einen ausgereiften Pilz komplett der Länge nach mit dem scharfen Küchenmesser durchschnitten und zu der Pilzgruppe positioniert. 
Begründung: Die Farbe des Fleisches, eventuelle Hohlräume im Stiel, der Fruchtlageransatz und Feinheiten der Form, aber auch allerlei mögliche Verfärbungen oder deren Ausbleiben, sind nämlich ebenfalls wichtige Bestimmungskriterien.

Pilzbestimmung 4. Schritt: Kontrollieren Sie spätestens jetzt, ob die drei wichtigsten Bilder für die Dokumentation auch “scharf” geworden sind.
Begründung: Unscharfe Bilder zeugen von mangelhafter Ausführung, die auch die allerbeste Software nachher nicht mehr korrigieren kann. Sind die Aufnahmen nicht farbgetreu, müssten Sie ebenfalls noch einmal ran. Machen Sie dazu ggf. vorher einen Weißabgleich.

Pilzbestimmung 5. Schritt: Fertigen Sie nun zur Fortsetzung der IST-Aufnahme eine ausführliche Beschreibung mit Habitusskizze des Pilzes an. Möglichst gleich an Ort und Stelle.
Begründung: Viele Pilze verändern ihr Aussehen gleich nach der Ernte oder auch im Verlauf einer gewissen Zeit. Braune Pilzhüte von Schnitzlingen können beispielsweise nach kurzer Zeit schon grau sein. Schmierige Hüte fassen sich später oft trocken an etc.

Pilzbestimmung 6. Schritt: Nehmen Sie sich jetzt einige gefundene Pilze mit. Ernten Sie dazu ganz junge Exemplare, sowie mittlere und ausgereifte Fruchtkörper stets komplett mit “Stumpf und Stiel”. Stecken die Pilze in der Erde, muß der Pilz mit der gesamten Stielbasis ausgebuddelt werden.
Begründung: Vom “Baby” bis zum “Greis” - um einen Pilz zu bestimmen, muss er in allen Altersstufen beurteilt werden können. So sind bei verschiedenen Pilzarten die entscheidenden Bestimmungsmerkmale nur an der Stielbasis zu finden.

Pilzbestimmung 7. Schritt: Fertigen Sie bei Pilzen mit Lamellen stets einen Sporenabdruck an, indem Sie von einem reifen Pilz den Stiel direkt unter dem Hut abschneiden und den so behandelten Hut mit den Lamellen nach unten über Nacht auf ein weißes Stück Papier legen und währenddessen mit einem Margarinebecher abdecken.
Begründung: Die winzigen Sporen fallen über Stunden verteilt zu Millionen aus den Lamellen heraus. Der Margarinebecher schützt derweil vor Austrocknung, aber auch davor, dass die Sporen nicht durch den leisesten Luftzug fortgeweht werden können. Das Sporenpulver (Spp) kann dann am Folgetag in der Farbe (weiß bis creme, ocker bis lachsrosa, bräunlich oder schwarz) beurteilt werden. Ohne Angabe zur Sporenstaubfarbe ist eine Bestimmung von Lamellenpilzen unmöglich.

Pilzbestimmung 8. Schritt: Vergleich mit einem Bestimmungsschlüssel, wie sie auf den aktuellen  Pilzkursen von Pilzfreundetreff - die mobile Pilzschule erläutert und trainiert werden.    Beispiel  einer solchen Bestimmung mit dem richtigen Handwerkzeug.

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